Die erste Begegnung mit einer Handaufzug- oder Automatikuhr
Sie sollten Ihre Uhr zuerst aufziehen und dann die Zeiger stellen. Werden nämlich bei einer stillstehenden Uhr erst die Zeiger gestellt, können sich die Räder im Uhrwerk frei hin und her bewegen. Dies kann dazu führen, dass das für einen perfekten Gang notwendige Öl von der Hemmung abgestreift wird. Daher sollte die Zeigerstellung bei einer mechanischen Uhr erst nach dem Aufzug erfolgen.
Idealer Aufzug einer Automatikuhr
Beim Aufziehen Ihrer Uhr mit der Krone empfehlen wir Ihnen, sich die Zeit zu nehmen, um Ihre Uhr langsam und gleichmäßig aufzuziehen. Beim Aufziehen wirken nämlich auf die beteiligten Räder und Radzähne starke Kräfte ein, die bei zu schnellem Aufziehen im schlimmsten Fall zu Beschädigungen an den Radzähnen führen können. Durch das langsame und gleichmäßige Aufziehen werden diese Bestandteile nicht unnötig abgenutzt.
Wann ist die Handaufzugsuhr voll aufgezogen?
Bei Handaufzugsuhren ist die Uhr voll aufgezogen, wenn Sie die Krone nicht mehr weiter im Uhrzeigersinn (also rechts herum) drehen können oder wenn Sie beim Aufziehen einen Widerstand spüren. Die Zugfeder ist bei der Handaufzugsuhr mit einem Ende an der Innenwandung des Federhauses befestigt, mit dem anderen Ende am Federkern. Beim Aufziehen wird diese Feder langsam vollständig um den Federkern gewickelt. Wenn dieser Zustand erreicht ist, ist die Uhr voll aufgezogen. Versuchen Sie jetzt die Uhr weiter aufzuziehen, kann die Zugfeder reißen (der Uhrmacher nennt dies „brechen“) und die dadurch schlagartig freiwerdende Energie kann die Verzahnung des Räderwerks stark beschädigen.
Wie oft muss die Handaufzugsuhr aufgezogen werden?
Wenn Sie Ihre Handaufzugsuhr jeden Tag tragen, empfehlen wir Ihnen, sie täglich einmal, nach Möglichkeit morgens, aufzuziehen. Denn die Zugfedern in mechanischen Uhren können nicht immer die gleiche Energie und damit die gleiche Kraft an das Räderwerk abgeben. Diese Energie ist abhängig davon, wieweit die Feder aufgezogen ist. Bei einer voll aufgezogenen Zugfeder ist die verfügbare Energie am größten, bei einer fast abgelaufenden am schwächsten. Wenn Sie Ihre Uhr jeden Morgen aufziehen, nutzen Sie dadurch während der Bewegungsphasen des Tages die größte verfügbare Energiemenge der Zugfeder aus. Die Uhr wird dadurch gleichmäßiger und somit auch genauer laufen.
Aufzug einer Automatikuhr
Beim Aufziehen einer Automatikuhr empfehlen wir Ihnen, während des Aufziehens die Umdrehungen der Krone zu zählen. Nach 30 bis 40 Kronenumdrehungen hat die Zugfeder genügend Energie gespeichert, um eine gleichmäßige Kraft an das Räderwerk abgeben zu können. – Bitte beachten Sie, dass Sie bei einer Uhr mit verschraubter Krone diese zuerst im Gegenuhrzeigersinn (also links herum) lösen müssen, bis sie sanft herausspringt. Erst dann können Sie mit den Kronendrehungen beginnen.
Bei Automatikuhren wird die Uhr während des Tragens durch den Automatikmechanismus ständig weiter aufgezogen. Damit die Zugfeder durch dieses andauernde Aufziehen nicht überspannt wird und dadurch reißt, hat sie an einem Ende einen so genannten Gleitzaum, der den äußersten Umgang der Zugfeder gegen die Innenwand des Federhauses drückt. Dadurch gleitet die voll aufgezogene Zugfeder langsam im Federhaus. Während des Tragens der Uhr wird dabei ein gleich bleibendes Drehmoment an das Räderwerk abgegeben. Bleibt Ihre Automatikuhr längere Zeit liegen oder wird sie nicht genügend bewegt, entspannt sich die Zugfeder und Ihre Uhr bleibt stehen. Jetzt sollten Sie Ihre Uhr wieder aufziehen. Durch den Gleitzaum werden Sie jedoch keinen Widerstand bei vollständig aufgezogener Zugfeder bemerken. Durch das Zählen der Kronenumdrehungen beim Aufziehen können Sie jedoch sicher sein, die Zugfeder ausreichend und schonend gespannt zu haben.
Muss eine über Nacht abgelegte Automatikuhr morgens wieder aufgezogen werden?
Wenn Sie Ihre Automatikuhr jeden Tag tragen, sie jedoch nachts ablegen, brauchen Sie die Uhr nicht zusätzlich von Hand aufzuziehen. Benn bei einer voll aufgezogenen Automatikuhr reicht die gespeicherte Energie der Zugfeder für eine Gangreserve von mindestens 38 Stunden. Die Gangreserve hängt vom verwendeten Uhrwerk ab.
Beachten Sie jedoch, dass während des Tages ein Minimum an Bewegung notwendig ist. Sollte dies nicht möglich sein, müssen Sie Ihre Automatikuhr wie eine Handaufzuguhr täglich mit 30 bis 40 Kronenumdrehungen von Hand aufziehen. Übrigens: Tragen Sie Ihre Uhr vorzugsweise nicht im Bett, die extrem feinen Staubpartikel und Hautschuppen können ein Uhrwerk, besonders die Öle und Fette, langfristig beinträchtigen.
Die Tragegewohnheiten des Besitzers spielen eine nicht unwichtige Rolle für die Gangtoleranzen. Bei einer Person, die äußerst aktiv ist, reagiert ein Uhrwerk anders als bei eher ruhig veranlagten Personen. Eine Abweichung von den erwähnten Toleranzen ist demnach keine Frage der Funktion, sondern primär eine der Ruhelage und Tragegewohnheiten.